Saisonrückblick Nina Zoller

Saisonrückblick Nina Zoller:

In der Saison 2022 haben die Wettkämpfe für mich erst spät begonnen und boten dafür dann einige absolut «epische» neue Erlebnisse. Ich habe ja schon einige lange Rennen gemacht und auch schon einen Ironman, aber bei der Xtri-Series kommen zur Distanz dann noch die Höhenmeter. Es bleibt also noch viel zu entdecken, auch wenn ich dafür in diesem Jahr auf die Duathlon-Weltmeisterschaften beim Powerman Zofingen verzichten musste.

Den Auftakt meiner Wettkampfsaison hat in diesem Jahr erst das traditionelle Mittenbergrennen am 2. Juni gemacht, bei dem ich sowohl auf dem Bike als auch im Lauf gewinnen konnte. Zwei Tage später bin ich erstmals beim Cuors da Flem gestartet und konnte die Langstrecke des Wettkampfes in Flims gewinnen. Bei perfekten Bedingungen folgte dann am 12. die Alpen Challenge Lenzerheide – endlich wieder mit der grossen Runde über den Splügenpass. Leider wollte im zweiten Teil der gut 190 Kilometer mein Magen nicht ganz so wie ich, so fehlte am Ende die Energie, um die Führung zu verteidigen – aber mit Petra Eggenschwiler, der Duathlon-Weltmeisterin von 2019, gab es eine würdige Siegerin.

 

Der Rheinquelle-Trail mit Start und Ziel in Sedrun war in diesem Jahr ein ganz spezielles Erlebnis. Die Form war offenbar perfekt, denn nach gut der Hälfte der Distanz habe ich sogar den führenden Mann eingeholt und konnte auf der Langstrecke des Trailrunning-Events nicht nur den dritten Sieg in Folge holen, sondern auch die Gesamtwertung noch vor den Männern gewinnen.

Mit Ende der Reisebeschränkungen wurde es dann auch endlich wieder Zeit für ein paar neue «Wettkampf-Abenteuer». Für den Zalaris Norseman, einen Extrem-Triathlon in Norwegen und die Weltmeisterschaft der Xtri-Series, hatte ich noch eine Wildcard aus dem Jahr 2020 offen. Höchste Zeit, diese einzulösen – auch wenn ich vor dem Rennen extremen Respekt hatte. Geschwommen wird in der Morgendämmerung im eiskalten Wasser des Eidfjordes, vor dem Start springt man von einer Fähre in die Dunkelheit. Eine mega spannende Erfahrung. Aber leider hat dann auf der Radstrecke über die Hochebene der Hardangervidda – ein unglaublich schöner Parcours, aber bei Temperaturen von 3°C weiter eiskalt – wieder der Magen Probleme gemacht. So musste ich ohne Energie beim Marathon zum Abschluss wirklich leiden und bin wohl nur durch den Zuspruch des Support-Teams überhaupt im Ziel auf dem Gipfel des Gaustatoppen angekommen. Anders als bei normalen Triathlons gibt‘s beim Zalaris Norseman keine Verpflegung oder ähnlich durch die Organisation, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen sowohl auf den 180 Kilometern der Radstrecke als auch beim Marathon zum Abschluss von eigenen Teams verpflegt und betreut werden. Zum Abschluss ist aus Sicherheitsgründen auch ein Begleitläufer Pflicht. Nach 14:21:17 Stunden war ich auf Platz 18 im Ziel auf dem Berggipfel – aber die Platzierung spielte irgendwann eh keine Rolle mehr. Da geht sicher noch etwas mehr, den Zalaris Norseman muss ich mir sicher nochmals machen.

Dafür habe ich mich nach langem Überlegen dann nur vier Wochen nach der Langdistanz in Norwegen zum «ICON», einem Rennen der gleichen Serie mit Start und Ziel in Livigno angemeldet. Ein Wagnis, denn in Norwegen waren die Akkus definitiv leer. Aber auf der anderen Seite war der zweite Teil des Rennens ja keine Ausbelastung für den Körper mehr. Am 25. August habe ich trotzdem beim Mittenbergrennen nur den Laufwettkampf gemacht und konnte erneut gewinnen, am 2. September folgte dann der ICON. Hier konnte ich das Schwimmen in absoluter Dunkelheit und im ebenfalls eiskalten Wasser des Stausees nun schon geniessen und sogar Sterne beobachten – man gewöhnt sich also an fast alles. Aber am meisten habe ich mich natürlich auf die Radstrecke gefreut. Von Livigno über die Forcola und den Berninapass, dann durch das Engadin und über den Ofenpass, runter ins Vinschgau und über den Stelvio und zum Abschluss noch den Passo di Foscagno – was für eine Runde! Dagegen war selbst die Strecke beim Norseman leicht. Die Erfahrungen dort haben dann sicher bei der Einteilung des Rennens gut geholfen. Nach 1:15:03 Stunden im Wasser habe ich auf dem Rad dann Platz für Platz gut gemacht, in Zernez war ich Zweite und im Anstieg zum Ofenpass konnte ich die Führung übernehmen. Am Stelvio musste ich dann zwar zwei kurze Pausen machen, um vernünftig und in Ruhe zu essen, aber ich konnte trotzdem noch knapp in Führung auf die Laufstrecke wechseln. Diese sollte wie in Norwegen auf einem Gipfel enden, in dem Fall an der Bergstation des Carosello auf knapp 3000 Metern. Aber viel schlimmer als der Schlussanstieg, bei dem mich Köbi Schmid als Support-Läufer begleitet hat, war der Weg dorthin. Diese Langstrecken sind weniger für die Muskeln als für den Magen eine Herausforderung. Aber irgendwie habe ich es geschafft und an den Zwischenzeiten habe ich gehört, dass die anderen Frauen wohl noch viel mehr gelitten haben als ich. Der Zieleinlauf in der Abenddämmerung um 20.10 Uhr – nach 15:08:03 Stunden Wettkampfdauer – das war ein unglaubliches Erlebnis. Aber überhaupt war das Rennen krass schön. Am Ende waren sogar nur sechs Männer schneller als ich. Und mit dem Sieg habe ich jetzt die Einladung für Norwegen auch noch sicher. Dann muss ich wohl nun definitiv nochmals starten dort.

Beim Berglauf Claro-Pizzo im Tessin, der wegen Schnee im Gipfelbereich in diesem Jahr um den schönsten Abschnitt verkürzt wurde, gab es dann im Oktober diesmal Rang zwei. Da fehlte einfach etwas das Tempo in den Beinen und so richtig voll waren die Akkus nach Livigno noch nicht wieder. Aber es war trotzdem ein mega schöner Lauf.

Zurück